„Wenn ich nur ein kleiner Teil von einer Veränderung sein kann, dann mache ich das auf jeden Fall“
Für ihr Freiwilliges Jahr Beteiligung hat es Helena aus Dresden im Anschluss an ihr Abitur nach Berlin verschlagen. Hier hat sie als Teil des Redaktions- und Programmteams der TINCON einiges an Handwerkszeug für digitale Kommunikation gelernt und ihre Begeisterung für Politik und gesellschaftliches Engagement entdeckt.
Irgendwas mit Medien machen
Bei der Wahl der Einsatzstelle für den Freiwilligendienst stand das Thema Partizipation für sie dabei zunächst nicht im Vordergrund, viel mehr wollte sie die Zeit nach der Schule sinnvoll nutzen und einen authentischen Blick in die Arbeitswelt bekommen. Das FJ Beteiligung bot für sie eine tolle Möglichkeit, sich auch thematisch auf ihre zukünftige Studienrichtung vorzubereiten. Irgendwas mit Medien und Marketing hat sie sich vorgestellt. Vor allem wollte sie mit ihrem Freiwilligendienst eine Änderung zu ihrem bisherigen Leben: „Mir war Dresden nach dem Abitur viel zu klein und ich wollte eine Herausforderung, etwas Neues und dachte, es muss auf jeden Fall Berlin werden und da war die TINCON gleich mein Favorit“, erzählt sie. Es war die Projektidee der beiden TINCON-Gründer*innen Tanja und Johnny Haeusler, die die Begeisterung in Helena weckte.
Helena begleitete während des Freiwilligendienstes im Redaktionsteam der TINCON über ein Jahr hinweg alle Prozesse und nahm an Workshops z. B. zum Thema Blogging teil. Sie war außerdem für verschiedene Social Media Kanäle mitverantwortlich: „Ich habe gelernt, wie ich Beiträge erstelle und sie so aufbereite, dass sie bei der Zielgruppe ankommen. Es war total spannend, das nicht nur aus der Nutzer*innenperspektive zu betrachten, sondern diese Plattform auch aus der anderen Sicht kennenzulernen“, sagt sie rückblickend. Die Kanäle, die sie hier betreute, waren inhaltlich von der Veranstaltung TINCON getrennt. Ihre Aufgabe war es viel mehr, relevante politische Themen an Jugendliche heranzutragen und bestimmte Themen greifbar für sie aufzubereiten. Gemeinsam mit dem Redaktionsteam setzte sie auch die Themenwoche zu Mental Health und Social Media um. Dazu recherchierten und besprachen das Redaktionsteam Themenaspekte und bereiteten diese gemeinsam für die verschiedenen Kanäle auf und setzten sie um.
Im Redaktionsteam mit Kolleg*innen entstanden auch die Ideen für die nächsten Inhalte: „Ich fand es super spannend, mich mit Gleichaltrigen zu politischen Themen auseinander zu setzen und basierend darauf eigenen Content zu erstellen“, erzählt Helena begeistert.
Politikinteresse und Beteiligung − Was ist das?
Dank ihres Freiwilligendienstes fühlt sich Helena aktiv an der politischen Meinungsbildung beteiligt und konnte im Austausch mit anderen auch ihr eigenes politisches Interesse stärken. Das half ihr auch, ihr politisches Verständnis zu bilden, indem sie Inhalte, z. B. im Rahmen der Bundestagswahl, für die jugendliche Zielgruppe schlüssig aufbereitete.
In ihrer Einsatzstelle, bei der TINCON, wird Jugendpartizipation aus Überzeugung gelebt. Neben dem Kernteam das aus etwa zehn Personen besteht, ist das jährlich wechselnde U21-Team fester Bestandteil. Organisiert ist dieses Team in drei Gruppen: Programm, Produktion und Redaktion.Die Jugendlichen bereiten unter Anleitung des TINCON-Kernteams die vorgeschlagenen Themen auf und sind an der Umsetzung direkt und beteiligt und für diese verantwortlich. „Es ist toll, dass nicht nur gefragt wird, welche Themen uns interessieren, sondern dass man auch aktiv an der Erstellung und Veröffentlichung des Contents beteiligt ist.“
Im U21-Team kommen Jugendliche aus vielen verschiedenen Sphären zueinander und sie lernen z. B., dass manche Themen für Jugendliche in der Stadt eine andere Relevanz haben als für jene, die in ländlichen Regionen zu Hause sind. „Es ist wirklich wichtig da Verbindungen zu schaffen und die Jugendlichen auf dem Land digital miteinzubeziehen, weil man in der Stadt ja doch etwas besser vernetzt ist“, schlussfolgert Helena, die als Freiwillige* gemeinsam mit dem U21-Team gearbeitet hat.
Ich kann etwas bewirken
Jetzt, einige Monate nach dem FJ Beteiligung und zum Studium zurück in Dresden, ist Helena immer noch hochmotiviert. „Ich habe während meines Freiwilligendienstes erst gemerkt, wie viel die TINCON mit ihrer Arbeit für die Beteiligung von Jugendlichen tut und welche Chance sie ihnen gibt, sich und ihre Themen mit einzubringen. Die Relevanz war mir auch vorher gar nicht richtig bewusst und mir wurden hier wirklich die Augen geöffnet.“ Helena findet, dass die sozialen Medien und andere digitale Räume sich sehr gut dafür eignen, sich selbst eine Stimme zu geben, insbesondere für Jugendliche im ländlichen Raum. Aber auch die Teilnahme an Demonstrationen empfindet sie als Möglichkeit, gesellschaftlich etwas zu bewirken: „Ich habe selbst angefangen auf Demos zu gehen, weil mir durch das FJ Beteiligung klar geworden ist, auf wie viele verschiedene Weisen ich mich eigentlich beteiligen kann. Und wenn ich nur ein kleiner Teil von einer Veränderung sein kann, dann mache ich das auf jeden Fall“, erklärt Helena.
Auch in und durch Kultur lässt sich so etwas bewirken. Helena engagiert sich jetzt in der Stadtbibliothek ihrer Heimatstadt Dresden, in der sie mit Geflüchteten arbeitet: „Diese Möglichkeit gab es früher eigentlich nur für Erwachsene. Als ich mich bewarb, wurde die Altersgrenze gerade herabgesetzt. Da ist mir auch erst richtig bewusst geworden, dass oft nicht davon ausgegangen wird, dass Jugendliche sich engagieren wollen und es deshalb die Strukturen oft auch nicht gibt.“ Sie sieht sich mit ihren 19 Jahren aber auch in der glücklichen Position, mehr Beteiligungsmöglichkeiten zu haben als jüngere Menschen: „Mein Bruder ist 15 und interessiert sich sehr für Politik und würde gern mitwirken, hat aber außerhalb der Schule kaum eine Möglichkeit dies zu tun. Ich glaube das geht vielen so“, sagt sie.
Hört uns zu!
Ein besseres Gehör für die Anliegen ihrer Generation wünscht sich Helena vor allem von Politiker*innen: „Man hat das Gefühl, das Interesse von Politiker*innen ist einfach nicht da oder dass unsere Probleme gar nicht gesehen werden. Wir haben dabei sehr wenig Möglichkeiten, um deutlich zu machen, wir sind hier und wir haben Probleme, die auf jeden Fall angesprochen werden müssen“, sagt Helena. Sie würde sich mehr Austauschrunden mit Lokalpolitiker*innen wünschen, auch weil sie selbst durch ihren Freiwilligendienst gemerkt hat, wie wichtig es ist, ins Gespräch zu kommen: „Erst durch die Leute, durch das Miteinandersprechen bin ich selbst dazu gekommen, mir selber eine Meinung zu Themen zu bilden. Es muss einfach viel mehr Möglichkeiten für einen gegenseitigen Austausch geben“, sagt sie überzeugt.
Das FJ Beteiligung ist ein Programm von Demokratie & Dialog e. V.